Ernährungsbranche zeigt Trends auf der Anuga

Die weltweit wichtigste und größte Lebensmittelmesse übertraf die Erwartungen. Im Mittelpunkt standen Themen wie Nachhaltigkeit, Lieferketten und steigende Preise. Auch für die österreichische Lebensmittelbranche ist die alle zwei Jahre stattfindende Messe das wichtigste internationale Schaufenster.

Auf der Anuga finden sich alle zwei Jahre die Lebensmittel-Trends der Zukunft © Koelnmesse/Anuga/Oliver Wachenfeld

Vom 7. bis 11. Oktober traf sich die internationale Lebensmittel- und Getränke-Branche wieder auf der Anuga in Köln. Die weltweit größte und wichtigste Messe für Lebensmittel und Getränke war ein voller Erfolg und übertraf dabei noch die Erwartungen: Das Messegelände mit rund 300.000 m2 Bruttofläche war komplett ausgebucht, mit 140.000 Fachbesuchern aus 200 Ländern und 7.900 Ausstellern aus 118 Ländern wurden die Prognosen noch übertroffen. Von der globalen Bedeutung zeugt auch der Auslandsanteil von 94 % auf Aussteller- sowie von 80 % auf der Besucherseite. Angesichts der globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel, der Ressourcenknappheit und wachsenden Bevölkerungszahlen rückten die Veranstalter das Leitthema „Sustainable Growth“ in den Fokus der Messe sowie des begleitenden Kongress- und Eventprogramms. Unter den Ausstellern und Teilnehmern wurde dann auch eifrig über Themen wie Transparenz und Nachverfolgbarkeit von Lieferketten, die Umsetzung der Sustainable Development Goals, klimafreundlichere Produktion, den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und die Reduktion von Food Waste diskutiert. Dies verdeutlicht das klare Engagement der Branche für eine nachhaltige Entwicklung und die Auseinandersetzung mit globalen Herausforderungen.

Preissteigerungen schaden österreichischer Lebensmittelindustrie

Auch für die österreichische Lebensmittelindustrie ist die Anuga das weltweit wichtigste Schaufenster. „Trotz turbulenter Zeiten bleiben Agrarwaren und Lebensmittel ‚Made in Austria‘ auf über 180 Märkten gefragt. Allerdings hinterlassen Preisdruck und Teuerung im Export Spuren“, erklärte Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin des Fachverbands der Lebensmittelindustrie, anlässlich der Messe.

Die vorläufigen Zahlen aus der Exportbilanz für das erste Halbjahr 2023 zeigen einen wertmäßigen Zuwachs um 9,4 %. Dieser Anstieg ist jedoch vor allem Preissteigerungen geschuldet: Die Menge der Lebensmittelexporte ist mit minus 7,7 % klar rückläufig.

Mit 3,7 Mrd. Euro gehen 71 % des Exportvolumens in die EU, davon ziemlich exakt die Hälfte (1,8 Mrd. Euro) nach Deutschland. Und entgegen dem allgemeinen Trend wuchsen die Exporte nach Deutschland nicht nur wertmäßig (+16,5 %), sondern auch in der Menge (+1 %).

Hinter Deutschland gehören auch Italien (380 Mio. Euro, +8,2 %), die USA (300 Mio. Euro, -23,2 %), die Schweiz (219 Mio. Euro, +18,5 %) und die Niederlande (183 Mio. Euro, -2,0 %) zu den wichtigsten Exportländer.

Der Kostendruck bei den Herstellern ist weiter hoch, die Preishausse aus dem Jahr 2022 bei Energie, Logistik, Verpackung und Rohstoffe wirkt weiter nach. Jetzt steigen auch die Personalkosten in den Vorstufen und in der Branche selbst. „Gerade in diesen heraufordernden Zeiten muss daher alle Kraft in die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit unserer österreichischen Lebensmittelindustrie fließen. Überregulierung ist eine Standortbremse und gefährdet Jobs“, so Koßdorff.

Die Anuga taste Innovation Shop zeigt die Top-Innovationen der Messe © Koelnmesse GmbH/Anuga/Harald Fleissner

Auch deutsche Branchenstimmung verhalten

Auch die Halbjahresbilanz der deutschen Lebensmittelbranche fällt eher verhalten aus. Nominal stieg der Umsatz in den ersten sechs Monaten 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zwar um 12,8 % auf 116,6 Mrd. Euro, wie die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) mitteilte. Real – also preisbereinigt – gab es jedoch nur ein leichtes Wachstum von 0,3 %.

Die Unternehmen sehen sich nach Angaben des BVE durch anhaltend hohe Kosten belastet, vor allem bei Energie und Rohstoffen. Zwar seien die Agrarrohstoffpreise zuletzt wieder gesunken. Sie lägen jedoch nach wie vor deutlich über dem Vorkrisenniveau von 2019. Zur deutschen Ernährungsindustrie gehören laut BVE knapp 6.000 Unternehmen mit rund 637.000 Beschäftigten.

Vegane Lebensmittel, Bio und Halal im Trend

Der Handelsverband Lebensmittel (BVLH) stellt bei der Anuga das Thema pflanzenbetonte Ernährung in den Mittelpunkt. Bei Verbrauchern wachse das Bewusstsein, dass die Art der Ernährung Auswirkungen auf Umwelt, Artenvielfalt und Gesundheit habe, teilte der Verband mit. Bei einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des BVLH gaben 41 % der Befragten an, sogenannte Flexitarier zu sein – also nur gelegentlich Fleisch zu essen. 9 % ernähren sich demnach vegetarisch und 3 % vegan. Für die Studie hatte das Forsa-Institut im August 1.026 Erwachsene befragt.

Bei den Produktneuheiten, die auf der Anuga präsentiert wurden, standen alternative Proteine, Clean-Label-Produkte sowie Produkte mit gesundheitlichem Zusatznutzen im Fokus. Besonders viel Aufmerksamkeit erhielten auch Fischalternativen, Neuheiten mit gesundheitlichem Zusatznutzen oder Upcycling-Produkte.

Als eine der Top 10 Innovationen wurde die Joghurt-Alternative von Kern Tec aus Österreich ausgezeichnet © Koelnmesse/Anuga/Harald Fleissner

Top-Innovationen aus Österreich

Zentrale Bühne für die Top-Innovationen ist jedes Jahr die Anuga taste Innovation Show. Eine Jury aus internationalen Fachjournalisten und Market-Research-Analysten hat heuer aus 689 Einreichungen 68 Produkte und Konzepte ausgewählt, die besonders überzeugten. Zusätzlich wurden zehn besonders innovative Produkte ausgezeichnet.

Neben einem Tortilla-Bier aus Dänemark, einem Upcycling-Produkt, das aus Resten von Tortillas gebraut wird, oder der Tunfisch-Alternative von BettaF!sh aus Deutschland schaffte es auch ein Österreichisches Produkt unter die Top 10: die Joghurt-Alternative aus Aprikosen-Kernen von Kern Tec, einem der drei Handelsverband-Startups des Jahres bei der HV European Retail Startup Night 2022.

Doch auch die Anuga hat ihren eigenen Start-up-Bewerb. Und auch hier war Österreich vertreten: Mit zum begehrten Kreis der insgesamt 12 geladenen jungen Unternehmen in der Start-up Area in Halle 8 gehörte der Salzburger Trendsetter P.O.S.C.A. – crafted by nature! Bekannt geworden durch alkoholfreie Wein-Alternativen präsentierte das Unternehmen rund um Gründer Stefan Köstner auf der Anuga die neue Produktlinie P.O.S.C.A. Craft Juices.

Die nächste Anuga findet vom 4. bis 8. Oktober 2025 statt.

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