Bei den European Retail Startup Awards 2023 des Handelsverbands schaffte es Circly auf Platz 2. Das Geschäftsmodell: Durch KI-basierte Bedarfsprognosen sollen Warenbestände optimiert, die Profitabilität gesteigert und Ressourcenverschwendung vermieden werden.

Das Wetter, Großevents, Marketingaktionen, Markttrends, Ferien oder Feiertage – vielerlei Faktoren können die Nachfrage der Kunden nach bestimmten Gütern beeinflussen. Zu geringe Bestände führen zu Umsatzverlusten und unzufriedenen Kunden. Zu hohe Bestände zu unnötig gebundenem Kapital, höheren Abschriften und womöglich verdorbener Ware. Genau hier setzt Circly an. „Wir helfen Unternehmen dabei den zukünftigen Absatz ihrer Produkte auf den Punkt genau vorherzusagen“, erklärt Co-Founder und CEO Eric Weisz. „Wir verwenden dafür datenbasierte und selbstlernende Bedarfsprognosen. Mittels KI-Technologie analysieren wir vorhandene historische Verkaufsdaten, um Trends, Muster und Einflussfaktoren zu identifizieren, die sich auf den Absatz auswirken können.“ Durch permanentes weiteres Training mit den aktuellen Daten lernt das Modell laufend dazu, die Genauigkeit der Prognosen wächst so permanent.
Demokratisierung von Technologie
Im Februar 2021 von St. Pölten aus gestartet, werkt das mittlerweile elfköpfige Team seit einiger Zeit auch von der Wiener Innenstadt aus, wo man sich die Räumlichkeiten mit weiteren Start-Ups wie Warrify – ebenfalls ein Startup-Partner des Handelsverbands – sowie einer Filmproduktionsfirma teilt.
Gestartet ist Eric Weisz mit seinen damaligen Co-Gründer und heutigen CTO Armin Kirchknopf eigentlich als GreenTech-Start-Up. Im Zentrum stand der Kampf gegen Lebensmittelabfälle und Ressourcenverschwendung. Und auch heute ist das noch ein zentraler Antrieb des Teams. „Es geht uns darum, mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel zu erreichen und so die KI-Technologie niederschwellig zugänglich zu machen. Im Vergleich zu unserem Mitbewerb ist unsere Lösung sehr einfach anzuwenden und sehr kostengünstig“, erzählt Weisz. „Unsere Modelle ermöglichen es, ohne Fachwissen das Potenzial von Big Data, maschinellem Lernen und Data-Science zu nutzen, um genaue Bedarfs- und Umsatzprognosen zu berechnen. Wir können auf bestehenden IT-Systemen aufsetzen und so, wenn die Daten passen, innerhalb von wenigen Wochen in den Live-Betrieb gehen.“
Vorsprung nützen
Der Erfolg gibt ihm recht: Auf der Referenzenliste finden sich mittlerweile Namen wie Nah & Frisch, Stiegl, die Österreichische Post und die Kastner-Gruppe. „Wir haben derzeit über 160 Lizenzen live. Acht Kunden befinden sich in der Pilotierung, darunter weitere bekannte nationale und internationale Händler und Marken, etwa Gebrüder Heinemann“, berichtet der Circly-Geschäftsführer. Im Vergleich zum Vorjahr sollte sich der Umsatz heuer verachtfachen, im nächsten Jahr nochmals verdoppeln und so erstmals die Millionen-Euro-Schwelle überschreiten.

Wichtigste Zielgruppe sind der Lebensmittel- und der Drogeriehandel sowie die FMCG-Industrie. „Wir sehen aber auch in einigen anderen Nischen Möglichkeiten, etwa im Baustoffhandel, bei Parfümerien, im Mineralölhandel – eigentlich bei allem, was sich schnell dreht. Wichtig ist, dass die Daten harmonisiert und standardisiert sind. Wenn das nicht möglich ist, haben wir auch schon Kunden abgesagt.“
Aufgrund der geringen Nutzungskosten – verrechnet wird eine monatliche Gebühr – will man künftig mehr Kunden aus dem Segment der KMUs ansprechen. „Auch kleinere Unternehmen sollten sich frühzeitig mit dieser Technologie beschäftigen. Sonst geht die Schere zwischen kleinen und großen Unternehmen noch stärker auf. Wer da zu spät mit dabei ist, kann den Vorsprung, den sich die Großen inzwischen erarbeiten, nicht mehr aufholen.“