KSV1870 ortet „Ruhe vor dem Sturm“

Die Zahlungsmoral bleibt trotz rückläufiger Geschäftslage vorerst stabil. Doch der KSV1870 erwartet eine deutliche Verschlechterung im kommenden Jahr. Denn Unternehmen und Private stehen zunehmend unter wirtschaftlichem Druck. Nur noch 56 % der Unternehmen wirtschaften heuer positiv. 51 % der Konsumenten geben weniger aus als im Vorjahr.

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Inmitten der erlahmenden Konjunktur nimmt der wirtschaftliche Druck zu – und das betrifft Unternehmen wie auch Privathaushalte. Laut aktueller Austrian-Business-Check-Umfrage des KSV1870 bewerten nur noch 49 Prozent der heimischen Betriebe ihre derzeitige Geschäftslage mit „sehr gut“ oder „gut“. Das entspricht einer Verschlechterung um acht Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Parallel dazu zeigt die Umsatzentwicklung tendenziell nach unten: So ist der Anteil von Betrieben mit rückläufigen Umsätzen innerhalb eines Jahres von 19 auf 31 Prozent angewachsen. Im Gegensatz dazu berichten nur noch 35 Prozent von einer steigenden Entwicklung – im Vorjahr waren es noch 47 Prozent. Kein Wunder: Im Vergleich zum Vorjahr kauft rund die Hälfte der Privaten (51 %) weniger ein bzw. gibt weniger Geld aus, nur 9 % kaufen mehr.

„Die aktuellen Ergebnisse lassen nur wenig Gutes erwarten“, hält der CEO der KSV1870 Holding AG, Ricardo-José Vybiral, fest. Am meisten Kopfzerbrechen bereite den Firmen „die angespannte Kostensituation“, gefolgt vom akuten Personalmangel und politischen Unsicherheiten infolge von neuen Richtlinien oder gesetzlichen Einschränkungen, aber auch aufgrund der innenpolitische Lage.

Auftragslage schrumpft bei der Hälfte der Unternehmen 

Aufgrund der deutlich höheren Kosten sahen sich zuletzt 81 Prozent der Betriebe gezwungen, steigende Preise zumindest teilweise an ihre Konsumenten weiterzugeben – 22 Prozent taten dies in vollem Ausmaß. Mit der Folge, dass sich die Auftragslage bei rund der Hälfte der Betriebe verschlechtert hat. „Ganz besonders der Handel, die Bauwirtschaft und die Gastronomie/Beherbergung haben mit einer stark rückläufigen Auftragslage zu kämpfen“, ergänzt Vybiral. „Angesichts der Gesamtsituation war es nur eine Frage der Zeit, bis die Zahl jener Unternehmen sinkt, die ein Geschäftsjahr mit Gewinn abschließen. Dieser Moment ist nun erreicht.“ Während im Jahr 2021 noch 63 bzw. im Vorjahr 62 Prozent positiv wirtschafteten, sind es heuer nur noch 56 Prozent.

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Zahlungsmoral: Kommt 2024 die große Verschlechterung?

Wie der Austrian Business Check belegt, attestieren nach wie vor 66 Prozent der Betriebe (2022: 70 %) ein gutes Zahlungsverhalten. Doch das sind um zehn Prozentpunkte weniger als noch vor zwei Jahren. Parallel dazu ist in den vergangenen beiden Jahren der Anteil an jenen angewachsen, die eine Verschlechterung erkennen – und zwar von sieben auf 18 Prozent. „Quer über alle Branchen hinweg wird in Österreich aktuell jede sechste Rechnung zu spät bezahlt“, erklärt Walter Koch, Geschäftsführer der KSV1870 Forderungsmanagement GmbH.

Die Zahlungsdauer hat sich bei Firmenkunden um einen Tag auf 26 Tage verschlechtert, bei Privaten ist diese mit 13 Tagen stabil geblieben. Die langsamsten Zahler sind im Bundesländervergleich die Tiroler – sowohl bei den Firmen (31 Tage) als auch bei den Privatkunden (16 Tage). Am schnellsten sind die Vorarlberger Firmen (24 Tage) und Privatpersonen aus der Steiermark mit elf Tagen. All das scheint jedoch laut KSV nur die „Ruhe vor dem Sturm“ zu sein. Denn nach ihrer Prognose für das Jahr 2024 befragt, antworten 43 Prozent der Unternehmen, dass sie eine Verschlechterung der Zahlungsmoral im nächsten Jahr erwarten.

Konsumenten geraten immer häufiger unter Druck

Eines zeigt die aktuelle KSV1870 Umfrage deutlich: Der finanzielle Spielraum vieler Privathaushalte wird kleiner. Bereits für 53 Prozent der Betriebe ist es zuletzt schwieriger geworden, Konsumenten zum Zahlen zu bewegen. „Die vergangenen Jahre waren nicht einfach und die Schwierigkeiten sind nach wie vor allgegenwärtig. Immer mehr Private haben damit zu kämpfen, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen“, so Walter Koch.

Um dieser Entwicklung vorzubeugen und Privatpersonen bereits möglichst frühzeitig zu helfen, ihre Verschuldungsspirale zu durchbrechen, hat der KSV1870 gemeinsam mit der Social City Wien eine neue Inkasso-Lösung entwickelt. „Wir beobachten im Inkasso schon länger eine Gruppe von Menschen, die zwar ihre Schulden bereinigen möchte, jedoch fehlen ihnen häufig die finanziellen Mittel dazu. Diesen Menschen wollen wir gezielt helfen“, erklärt Koch. Sind vorangegangene Inkasso-Maßnahmen ergebnislos geblieben, bringt mit Einwilligung der säumigen Zahler ein PSD2-Kontocheck des KSV1870 Klarheit darüber, wie der finanzielle Spielraum tatsächlich aussieht. Auf Basis dieses Kontochecks wird eine für beide Seiten akzeptable, schaffbare Zahlungsvereinbarung getroffen oder die Betroffenen werden an die Social City Wien vermittelt. Dort angekommen, werden die Klienten durch eine respektvolle und zielorientierte Beratung unterstützt, um rasch den Weg aus der Schuldenfalle zu finden. „Sustainable Collection“ ist aber nicht nur für Private interessant, sondern auch für Unternehmen, die das Thema Environmental Social Governance (ESG) auf ihrer Agenda haben. Denn mit dieser Lösung verpflichten sich die Betriebe zu einer sozialorientierten Forderungsbetreibung.

Im Rahmen des Austrian Business Check fragt der KSV1870 die heimischen Unternehmen zweimal pro Jahr, wie es um deren wirtschaftliche Situation steht. An der aktuellen Umfrage im August 2023, die gemeinsam mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent durchgeführt wurde, nahmen den Angaben zufolge rund 1.400 Unternehmen teil.

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