Unkompliziert, ortsunabhängig und nachhaltig: Rasche Hilfe für stationäre Geschäfte

Heidemarie Kriz hat aus der Not heraus während des ersten Lockdowns ein Startup gegründet. Die Retail Architektin & Designerin berät als Point of Sale Doctor stationäre Händler via Smartphone. Sie merzt dabei zielgenau und rasch Ungereimtheiten in Shops aus, die Kund:innen von einem Kauf abhalten. Wir dürften sie zum Interview treffen und mehr über ihr Leben als POS Doctor erfahren.

Retail: In dein Startup „Point of Sale Doctor“, kurz „POS Doctor“, steckst du mit viel Hingabe dein ganzes Herzblut. Was ist, ganz kurz und knackig erklärt, deine Kernaufgabe als POS Doctor?
Kriz: Mit dem Point of Sale Doctor bekommen Einzelhändler rasch erste Hilfe, um ihr Geschäft zum Laufen zu bringen: unkompliziert mittels Smartphone, ortsunabhängig und nachhaltig!
Ein schönes Geschäft alleine ist zu wenig, es bedarf mehrerer Parameter, die stimmig sein müssen, damit es funktioniert. Ich decke dabei blitzschnell etwaige Schwachstellen auf. Konkrete Verbesserungsvorschläge bekommt unsere Kundschaft in Echtzeit präsentiert. Jeder Themenbereich wird von einem/einer Experten/Expertin abgedeckt. Meine Bereiche sind das Look-and-Feel, also die Gestaltung des POS, die Produktpräsentation, das Leitsystem, Digitalisierung und technische Anforderungen.

Retail: Wie konntest du deine Expertise aufbauen? War es schon immer dein Traum, POS Doctor zu werden?
Kriz:
Seit mehr als 25 Jahren entwerfe und gestalte ich – teilweise auch inhouse in leitenden Funktionen – Geschäfte für renommierte internationale Brands. Keines der 150 Geschäftslokale glich einem anderen, jedes einzelne hatte seine Eigenheiten, seine Herausforderungen, und daraus habe ich viel lernen und ableiten können.
Zur zweiten Frage: Nein, mein Traum war es nicht, POS Doctor zu sein, das ist aus der Not während des ersten Lockdowns entstanden. Gemäß meinem Naturell, den Kopf nicht in den Sand zu stecken, kam mir eines Nachts die Idee, dass ich die Unternehmerinnen und Unternehmer unterstützen kann, ohne mich zu bewegen. Kurz darauf kamen der Onlineshop mit dem dazu passenden Film, der europäische Markenschutz und die vielen weiteren Möglichkeiten, die der POS Doctor zukünftig haben wird. Wir sind nach unserem Wissensstand die Einzigen in Europa, die diese Art der Beratung am POS anbieten – darauf sind wir natürlich sehr stolz!

Retail: Womit unterstützt du deine Kundinnen und Kunden genau? Wie sieht eine Beratung bei dir aus?
Kriz:
Wir wollen allen Unternehmer:innen ermöglichen, die Beratung in Anspruch zu nehmen, unabhängig davon, wie hoch ihr Werbebudget ist. Unternehmer:innen können die Online-Beratungsleistung in unterschiedlichen Paketen individuell buchen. Die Kosten für das kleinste Paket betragen 199 Euro. Schon mit diesem erhält man fundierte Verbesserungsvorschläge, deren Umsetzung eine große Wirkung entfalten. Einzige Voraussetzung ist ein Smartphone. Der POS Doctor bietet Unternehmer:innen eine rasche erste Hilfe, online, somit in Echtzeit, um ihr Geschäft gut aufzustellen. Unser Beitrag zur Nachhaltigkeit ist, dass wir für diese Rundgänge nicht extra anreisen müssen und somit überall aktiv sein können. Kund:innen in Sri Lanka oder aber auch Klagenfurt konnten wir während des Lockdowns wunderbar betreuen.

Retail: Du sprichst immer von „wir“. Wie groß ist Dein Team?
Kriz:
Zu meinem Team zähle ich einen Pool von Expert:innen, die ich je nach gewünschter Leistung des Kundens/der Kundin mit ins Projekt nehme. Bei einem gebuchtem Paket M, L oder XL unterstützt mein Team mit seiner Expertise in Sachen Produktauswahl, Personal, Umsatzplanung und vielem mehr.

Retail: Welche Kosten entstehen durch eine Beratung von dir? Wie lange brauchen Händler in der Regel, bis diese Kosten sich wieder amortisieren?
Kriz:
Die Beratungspakete starten bei 199 Euro und sind individuell zusammenstellbar – nach der jeweiligen Anforderung. Bei den Vertiefungsthemen betreut der zuständige Experte die Anfrage. Das Kundenfeedback ist sehr gut, die Amortisierung bei vielen in kürzester Zeit erreicht. Uns wurde von rasch steigenden Conversion Rates nach Umsetzung unserer Ratschläge berichtet.

Retail: Welches war bis jetzt dein liebstes Projekt, das du umsetzen durftest? Wieso bedeutet dir dieses am meisten?
Kriz:
Jedes Projekt, das nach unserer Beratung besser funktioniert als davor, ist ein Lieblingsprojekt. Wir haben davon einige, die uns sehr glücklich und auch stolz machen! Einige unserer Kund:innen können sich zu Beginn der Beratung gar nicht vorstellen, wie diese funktioniert, und sind während des Rundgangs durch den Shop total erstaunt, was wir alles sehen.

Retail: Gibt es eine Art „Geheimformel“, die (beinahe) jeder stationäre Händler umsetzen kann, um attraktiver auf die Kundschaft zu wirken?
Kriz:
Definitiv. Weniger ist mehr und je klarer die Ware präsentiert ist, umso besser ist es für den Verkauf! Heißt: Geschäft vom Warendruck befreien – es muss nicht jeder Kundentyp fündig werden. Spezifischere Tipps wären noch:
• Ganze Outfits verschaffen eine schnelle Vorstellung beim Kunden und tragen rascher zur Kaufentscheidung bei.
• Ein Leitsystem zum einfachen Zurechtfinden im Geschäft ist empfehlenswert.
• Attraktiv gestaltete Schaufenster, genutzt als Kommunikationstool, lassen aus Passant:innen Kund:innen werden.

Retail: Und zum Abschluss: Was ist dein konkretes Ziel als POS-Doctor? Für die Händler, aber auch für dein Start-up?
Kriz:
Möglichst vielen Unternehmer:innen durch geschulten Blick, Fachwissen und langjährige internationale Erfahrung maximale Unterstützung zu bieten. Durch klare und funktionierende Geschäfte der Verödung der Erdgeschosszonen so gut wie möglich entgegenzuwirken, um die Innenstädte und Einkaufsstraßen attraktiv für Bewohner:innen und Besucher:innen erscheinen zu lassen.
Für uns als Startup gibt es noch viel zu tun. Wir denken groß und ohne Limits.

Über Heidemarie Kriz:
Begonnen hat alles während des Studiums, als sie einen Wettbewerb gewann, bei dem Levi Strauss auf der Suche nach einem neuen Ladenbaukonzept war. Viele Shops später und auch nach Beendigung ihres Studiums war sie fasziniert von unterschiedlichsten Geschäftsflächen. Marketing- und Vertriebs-Insights bekam sie durch fachspezifische Ausbildungen. Neben ihrer Tätigkeit als POS-Doctor ist sie außerdem Host beim Retail Newsflash Podcast und schreibt Retail Kolumnen. Weitere Informationen gibt es hier.

Fotocredit: Daniel Willinger

Leave a Reply