Bereits über die Hälfte der Jugendlichen in Österreich benutzen die Videoplattform TikTok regelmäßig. Algorithmisch abgestimmter Content und ein hoher Unterhaltungsfaktor bieten dabei eine Vielzahl an Möglichkeiten, Produkte auf kreative Weise zu vermarkten.

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Die neue In-Plattform
Spätestens seit letztem Jahr ist die Social-Media Plattform TikTok in aller Munde. Die Plattform ist für Kurzformvideos mit einer maximalen Länge von 60 Sekunden konzipiert. Vor allem seit dem Beginn der Pandemie dient TikTok für viele als Zeitvertreib. Diesen Trend zeigt auch der Jugend-Internet-Monitor: In 2021 nutzen 57% aller Jugendlichen Jugendliche im Alter zwischen 16 und 24 Jahren die Videoplattform, rund 15% mehr als im Vorjahr. Kein anderes soziales Netzwerk hat User*innen in diesem Ausmaß dazu gewonnen. Die globalen Nutzerzahlen der App liegen bei 800 Mio. monatlich aktiven Nutzer*innen. Doch was liegt der immer steigenden Beliebtheit zugrunde?
TikTok-Trends: abgestimmt, kurzlebig, gemeinschaftsfördernd
Taylor Lorenz, Tech-Reporterin der New York Times, schreibt den Erfolg TikToks unter anderem der For-You-Page zu. Auf jenem Teil der App werden Videos von einem Algorithmus aussortiert, was darin resultiert, dass User*innen jene Videos präsentiert bekommen, die sie mit hoher Wahrscheinlichkeit unterhaltsam und fesselnd finden. Es ist einfach, Content auf TikTok hochzuladen. Das nutzungsfreundliche Interface macht es leicht, Videos zu bearbeiten, und durch den Algorithmus ist es wahrscheinlich, dass ein Video nur die Leute zu sehen bekommen, die es vermutlich auch interessant finden. Das macht auf der Plattform zu posten ungezwungener als auf anderen sozialen Netzwerken. Von Tanzvideos über Beauty-Tipps bis hin zu gesellschaftlichen Relevanten Themen – TikTok und dessen Community kann alles bieten.
Zusätzlich lassen sich auf der App immer wieder Trends erkennen, die kommen und gehen. Diese reichen von Choreographien über Rezepte, die augenscheinlich die gesamte Plattform ausprobieren. Generation Z gibt den Ton an und bestimmt, was cool ist. Diese Trends seien eine Möglichkeit, sich innerhalb der TikTok-Community verbunden zu fühlen, was vor allem in Zeiten der Pandemie für junge Leute wichtig sein kann, so Lorenz. Der deutsche Gewürzhersteller Just Spices hat sich das Format der Rezeptvideos zu Nutze gemacht und bewirbt in ebensolchen Tutorials seine eigenen Produkte. Aber auch die Modewelt nutzt TikTok. Neben scheinbar neuartigen Kleidungsstilen wie dem der E-Girls und E-Boys, feiert die Mode der 2000er auf der Plattform ein Comeback. Neue, zu großen Teilen auch nachhaltige Fashion-Brands fassen Fuß auf TikTok und finden so die Unterstützung, die sie benötigen. Etablierte Modehäuser rekrutieren TikTok-Stars für Fashion Weeks und Ähnliches.
Potenzial von TikTok-Stars
Charli D’Amelio, ein 16-jähriges Mädchen aus den USA, ist die Person mit den meisten Fans auf der Videoplattform. Ihre Videos haben sie mit über 100 Millionen Follower zur meist gefolgten Person der App gemacht, womit sie nun eine Reichweite erreicht hat, die der einer Kim Kardashian in nichts nachsteht. Ende Jänner kündigte D’Amelio eine Werbekampagne mit dem Hautpflegehersteller CeraVe an. CeraVe arbeitet allerdings nicht nur mit US-amerikanischen Influencer*innen, sondern hat sich nun auch auf den deutschsprachigen Raum konzentriert. D’Amelios Rolle wird dabei einfach von deutschen und österreichischen Influencer*innen übernommen.
Neben dem klassischen Influencer*innen-Marketing, versuchen Unternehmen ihre eigenen Mitarbeiter*innen zu TikTok-Stars zu machen. Während beispielsweise die Videospielhandelskette GameStop in den USA versucht, ihre Angestellten zu Influencer*innen zu machen, sieht man auf österreichischen For-You-Pages dank des Algorithmus wie Mitarbeiter*innen des österreichischen Schokoladeherstellers NEOH versuchen, durch TikTok-Ruhm ihre Schokoriegel zu bewerben.
Unendliche Marketing-Möglichkeiten
Wer Trends früh genug erkennt, kann sich TikTok zu Nutzen machen. Die Schnelllebigkeit der App erfordert Kreativität im Umgang, bietet allerdings auch scheinbar grenzenlose Möglichkeiten zur Vermarktung. Wer sich anpassen und auf die TikTok-User*innen eingehen kann, wird unzählige potenzielle Kund*innen erreichen.
Autor*innen-Profil:
Laura Kalidz BA ist Studierende des Masterstudiums Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien. Neben einer Leidenschaft für den Journalismus zählen Populär- und Internet-Kultur rund um Social Media zu ihren größten Interessen.
Kontakt: laura.kalidz@gmx.at