Der eCommerce ist Träger des Distanzhandels und generiert 2020 allein durch Onlineshopping 1,2 Mrd. Euro Umsatz. Seit 2014 verfünffachten sich die Ausgaben mit dem Smartphone, mittlerweile kaufen 7 von 10 der unter-29-Jährigen via Handy ein.[1] Marktriese Amazon behält sich ganze 50% dieser Ausgaben.
Die Jugend ist Entscheidungsträger und hat mit seinem Einkaufsverhalten eine bestimmende Wirkung auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft. Ein aufmerksamer und verantwortungsvoller Zugang zu Onlineshopping ist demnach wichtiger als je zuvor. Mit dem Jugendsensibilisierungsprojekt „MeinKlick“ wird das Reflektieren des Einkaufverhaltens auf originelle Weise ermöglicht. Wir durften eine der Initiator_innen, Andrea Dobersberger für ein retail.at-Interview befragen.
Frau Dobersberger, was steckt hinter diesem Projekt?
MeinKlick ist ein Projekt von Jugendlichen für Jugendliche. Es widmet sich schon seit 2015 den Fragen des stark steigenden Online-Konsums und dessen soziale, ökologische und ökonomische Auswirkungen auf die Umwelt, die Arbeitswelt, auf Ressourcen, Gesellschaft, u.v.m. Verschiedene Jugendteams organisierten unter anderem einen Kreativwettbewerb 2017 – die MeinKlick Challenge oder den MeinKlick PopUpStore mit Infoinstallationen und Schnitzeljagd im Jahr 2018. Seit Herbst 2019 steht Peer-2-Peer Bewusstseinsbildung durch unsere MeinKlick Shopping Coaches am Programm und seit Herbst 2020 gibt es das MeinKlick Online-Spiel mit spannenden Erklär-Videos und Fragen von Jugendlichen für Jugendliche! MeinKlick schafft einen spielerischen und kreativen Anstoß, sich über das individuelle Shopping-Verhalten Gedanken zu machen.
Seit Herbst 2019 steht Peer-2-Peer Bewusstseinsbildung durch sog. MeinKlick Shopping Coaches am Programm. Was kann mach sich darunter vorstellen?
Die MeinKlick Shopping Coaches sind engagierte junge Erwachsene, die mit interaktiven Workshops rund um das Thema Onlineshopping und dessen Auswirkungen an Schulen kommen. Die Idee dazu wurde von Jugendlichen selbst entwickelt. Durch den Peer-2-Peer-Ansatz, also von jungen Menschen für junge Menschen, begegnen sich Jugendliche auf Augenhöhe und setzen sich mit ihrem (Online)-Konsumverhalten auseinander. Die Idee ist, dass Jugendliche dann selbst als MeinKlick Junior Coaches aktiv zu werden und das Projekt sowie dessen Inhalte weitertragen. Dieser Peer2Peer-Ansatz zeigt Jugendlichen, dass sie selbst wirksam sein können und bringt innovatives und interaktives Lernen an die Schulen. Ziel ist nicht, Schwarz-Weiß-Denken zu vermitteln, sondern die Schüler*innen zu inspirieren und zum Nachdenken anzuregen.
MeinKlick setzt insbesondere auf Bewusstseinsbildung bei Jugendlichen. Hat Nachhaltigkeit für die junge Generation generell eine höhere Bedeutung als für ältere Menschen?
Nachhaltigkeit ist für alle Generationen von großer Bedeutung. Doch gerade der Bereich Onlineshopping hat für die jüngere Generation – der sogenannten „digital natives“ – einen besonderen Stellenwert. Jugendliche wachsen heute mit Onlinehandel auf und wissen meist nicht, was hinter dem Klick passiert und welche Folgen eine Bestellung im Internet hat. Ein bewusster und sensibler Umgang mit Online-Konsum ist daher gerade für Jugendliche ein Gebot der Stunde – als Beitrag zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Umwelt, Gesellschaft, Wirtschaft, Arbeitswelt und nicht zuletzt für das eigene Wohl.

(c) MeinKlick
Ist Online-Shopping umweltfreundlicher als der Einkauf im stationären Handel?
Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten. In Krisenzeiten boomt der Online Konsum, immer stärker werden auch Artikel des täglichen Bedarfs per Klick geordert. Das verändert unsere Stadt und unsere Welt. Alleine Amazon hält aktuelle 50% des österreichischen Onlinekonsums. Die heimischen Webshops können da nichtmithalten und mit dem stationären Handel gehen auch viele wichtige Arbeitsplätze verloren. In Bezug auf die Umweltfreundlichkeit spielen viele Faktoren eine Rolle wie z.B. die Transportwege, Verpackungsmaterial, aber auch benötigte Energie, z.B. für Geschäftslokale. Deshalb lautet das Motto von meinKlick nicht „Kaufe nicht“, sondern „kaufe bewusst“.
Welche heimischen Webshops würden Sie als Vorreiter oder best practice Beispiele für einen ökologischen bzw. umweltfreundlichen eCommerce bezeichnen?
Grundsätzlich ist es für uns wichtig, kleine und regionale Händler*innen zu unterstützen und nein zu sagen zu den großen Online-Multis. Mittlerweile gibt es einige Plattformen, auf denen man heimische Webshops für alles mögliche findet, wie zum Beispiel die Falter Onlineshop-Fibel oder die Liste von Nunu Kaller.
Online-Giganten wie Amazon stehen häufig in der Kritik, durch ihre Geschäftspraktiken die Umwelt zu belasten. Zu Recht?
Amazon wirkt sich, vor allem durch sehr viel Verpackungsmaterial und unzählige Transportwege, negativ auf unsere Umwelt aus. Unzählige Pakete werden darüber hinaus zurückgeschickt, was noch mehr Transportwege verursacht. Durch Expresslieferungen und auch deshalb, weil die meisten Menschen nur für sich alleine bestellen, steigt die Anzahl an Einzellieferungen, was wiederum zu einer höheren Umweltbelastung führt.
Berechtigte Kritik besteht auch an den schlechten Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter*innen von Amazon bzw. für Paketzusteller*innen, die die Pakete ausliefern müssen. Umso wichtiger ist es deshalb, zu überlegen, welche Dinge ich wirklich brauche und wie und wo ich diese einkaufe.
Was ist Ihr persönlicher Vorsatz für’s neue Jahr?
Das Thema Onlineshopping und dessen Auswirkungen ist aktueller denn je. MeinKlick will dieses Jahr noch mehr junge Menschen erreichen und dazu sensibilisieren. Wir hoffen natürlich, dass es auch bald wieder MeinKlick Workshops an den Schulen geben kann!
Zur Person:

(C) Plansinn
Andrea Dobersberger ist seit Jänner 2016 Teil des PlanSinn-Teams. Zu ihren Arbeitsschwerpunkten zählen Partizipation & Beteiligungsprojekte, Jugendbeteiligung, Gemeinwesenarbeit, nachhaltige Stadtentwicklung,Gender & Diversität, Veranstaltungsorganisation, Freiraum, Landschaft, (Fahrrad-)Mobilität sowie Grafik & Layout.
Quelle: plansinn.at
[1] Quelle: eCommerce Studie Österreich, Handelsverband
[2] Bild wurde vor der Krise aufgenommen.