Wie der Handel sich entwickelt: Fünf maßgebliche Trends für morgen

Gastbeitrag von Wilhelm Petersmann, CEO von Fuji Österreich und Schweiz

Die Digitalisierung hat zu einer großen Umwälzung in der Handelsbranche geführt. Steigende Anforderungen und Erwartungen von Kunden gegenüber dem Handel stellen viele Unternehmen vor Herausforderungen, nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat viele Retailer in Österreich zusätzlich unter Druck gesetzt. Wilhelm Petersmann, Geschäftsführer Fujitsu Österreich und Schweiz, zeigt fünf maßgebliche Retail-Trends für zukunftsfitte, konkurrenzfähige Handelsunternehmen.

Wie wird sich der digitale Einkaufswagen entwickeln? (c) Adobe Stock

1. Digitale Transformation als Chance

Der digitale Wandel verändert den Einzelhandel drastisch. Dass Investitionen in digitale Maßnahmen für Händler aber vor allem lohnend sein können, zeigt eine globale Studie von Fujitsu vom Juli 2020, die in Kooperation mit dem australischen Meinungsforschungs- und Beratungsunternehmen DataDrive durchgeführt wurde. Mehr als zwei Drittel der befragten Einzelhandels-IKT-Entscheidungsträger geben demnach an, die digitale Transformation für essenziell zu halten. Zunehmende strategische Bedeutung haben dabei auch die zugehörigen Technologien.

2. Vom Feind zum Freund: Traditioneller Einzelhandel und E-Commerce

Ein besonders wichtiger Trend für den Handel ist die Entwicklung der so genannten „letzten Meile“, also der unmittelbaren Auslieferung an den Kunden. Der Online Handel birgt für das klassische Ladengeschäft neue Kooperationsmodelle, von denen beide Seiten profitieren. Lösungen wie „Click & Collect“, bei denen Konsumenten online bestellen und ihre Bestellungen vor Ort im Geschäft abholen können, stehen dabei im Zentrum. Die Studie des Beratungshauses KPMG zeigt, dass diese auf Dauer zu etablierten Abholpunkten von sogenannten „Drop Shipments“ werden. Der stationäre Handel wird mit dem BOPIS-Prinzip (buy online, pick up in-store) zu einem wichtigen Faktor in der Logistikkette.

3. „Smartness“ als zukunftssicheres Geschäftsmodell

Smarten Geschäftsmodellen gehört die Zukunft. Damit sind digitale und effiziente Lösungen gemeint, die den aktuellen Betrieb in den Filialen akkurat erfassen und damit eine entsprechende Steuerung von Prozessen und Ressourcen erlauben. Besonders jetzt kann eine smarte Retail-Lösung von Vorteil sein, wenn beispielsweise die genaue Anzahl der Kunden im Geschäft oder die verfügbaren Einkaufswagen genau erfasst werden. Nicht zuletzt aufgrund der COVID-19 Pandemie hat sich – schneller als von vielen erwartet – auch der gesamte Bezahlprozess verändert: weg vom Bargeld hin zur Kartenzahlung. Es lassen sich aber auch Prognosen erstellen, was im Hinblick auf zu erwartende Lastspitzen und Liefermengen wichtig ist, damit diese bewältigt und der Bedarf dynamisch angepasst werden kann. Darüber hinaus kann auch der Energieverbrauch durch smarte Technologien wirksam optimiert werden. Dass die Mehrheit der Einzelhändler die Notwendigkeit einer intelligenten Ausstattung sieht, um mit den Online-Händlern weiter mithalten zu können, geht auch aus der Studie „The Forgotten Shop Floor“ von Fujitsu heraus.

Intelligente Technologien wie das Store Operations Cockpit von Fujitsu helfen Händlern dabei, ihre Prozesse zu automatisieren, Verkaufsflächen und Ressourcen optimal zu steuern und ihre Mitarbeiter entsprechend zu orchestrieren. Auch Lagerbestandsverwaltung und Lieferlogistik lassen sich mit digitalen Technologien effizienter gestalten. Mithilfe des Quantencomputing-inspirierten Digital Annealings lassen sich beispielsweise komplexe Lager- und Lieferoptimierungsprobleme mit bislang unerreichter Geschwindigkeit lösen.

4. Mikrosegmente für mehr Kundennähe

Der vierte maßgebliche Trend ist die Anpassung des Einzelhandels-Angebots auf so genannte Mikrosegmente. Da sich die Kundschaft und damit die Zielgruppen des Einzelhandels immer stärker diversifizieren – insbesondere im Hinblick auf Alterskohorten – und damit auch die Erwartungen und Ansprüche immer unterschiedlicher sind, muss der Handel mitziehen und sein Angebot entsprechend ausrichten. Das zeigt unter anderem der Fujitsu-Report „Digital Transformation in Retail“, der zudem feststellt, dass gerade auch die Generation der Millennials nur selten für „One-Size-fits-All“-Sortimente zu gewinnen ist. Ein Ansatz, der mithilfe digitaler Lösungen spezifische Angebote unter Wahrung der Datenintegrität erlaubt, kann hier helfen.

5. Nachhaltigkeit als Top-Thema

Der letzte Trend zeigt, wie die Nachhaltigkeitsfrage auch den Handel beschäftigt und immer mehr zu einem Paradigmenwechsel führt. Das bezieht sich nicht nur auf den Umgang mit persönlichen Kundendaten, sondern auch auf den Umgang mit Ressourcen, Lieferketten usw. Besonders die Generation Z zeigt neben einem erheblichen Verantwortungsbewusstsein aber auch einen Hang zum Hedonismus und zur Ich-Bezogenheit, wie eine Studie von FleishmanHillard zeigt. Diese Generation, aus der auch ein Großteil der künftigen Käuferschichten besteht, verbindet Nachhaltigkeit mit hohen (individuellen) Ansprüchen an das Angebot.


Diese fünf Trends zeigen vor allem eines: Um konkurrenzfähig zu bleiben und am Ende zu überleben, muss der Handel sich kreativ mit digitalen Herausforderungen auseinandersetzen und intelligente Methoden finden. Für einige Unternehmen gilt es aber auch, sich in vielen Teilen ganz neu zu erfinden – etwa im Hinblick auf andere Käuferansprüche und deren Auswirkungen auf das Sortiment.

Wilhelm Petersmann, CEO Fuji Österreich und Schweiz,
(c) Fuji

Wilhelm Petersmann ist nun seit etwa vier Jahren Geschäftsführer von Fuji Österreich und Schweiz. Vor seinem Wechsel zu Fujitsu war Petersmann fünf Jahre als Geschäftsführer beim Business Intelligence-Spezialisten SAS tätig. Frühere Stationen waren das Technologieunternehmen CSC, wo er als Commercial Director die Bereiche Verkauf, Marketing, Kommunikation und Partnermanagement leitete und SAP Schweiz. Dort amtierte er als Director Professional Services, Support, Customer Care und Mitglied der Geschäftsleitung. Er übernimmt die Geschäftsleitung der Fujitsu Technology Solutions GesmbH Österreich in Personalunion zusätzlich zu seiner Funktion in der Schweiz.

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