Einkaufen im Netz, Online-Banking und App-Nutzung sind für Millionen von Konsumenten eine Selbstverständlichkeit. Unternehmen ermöglicht die Digitalisierung das Anbieten neuer Services und den direkten Kundenkontakt rund um die Uhr. Mit der zunehmenden Zahl der Online-Transaktionen steigt aber auch die Gefahr. „Viele Handelsunternehmen sind ungeschützt und wissen es gar nicht. Dabei gibt es hochwirksame Instrumente, die Fraud erfolgreich vorbeugen“, sagt Gerhard Krennmair, Verkaufsdirektor bei Cards & Systems, Anbieter für E-Commerce und Business-Intelligence-Lösungen. Wie groß das Problem ist, zeigt eine aktuelle Studie der IT-Firma CRIF zum DACH-Markt. Demnach sind bereits 9 von 10 E-Commerce-Unternehmen von Betrug oder Betrugsversuchen betroffen. Der jährliche Verlust der Händler beträgt weltweit mehrere Milliarden Euro.
KI-Systeme erkennen abweichende Muster
Gegen die Cyberkriminalität hilft Fraud Detection, so nennt man Aktivitäten und Tools, die in Unternehmen betrügerische Handlungen mit Künstlicher Intelligenz aufspüren. Was in Banken und Versicherungen längst Standard ist, wird zur Schadensminimierung erfolgreich im Handel eingesetzt. Im E-Commerce sind besonders Kreditkartendaten begehrtes Ziel von Cyberkriminellen. Käufer werden auf gefälschte Firmenseiten von Anbietern gelockt, um persönliche Daten preiszugeben. In der Folge bestellen die Betrüger Produkte unter falschem Namen oder transferieren Geld auf eigene Konten. „Das Verhalten von Betrügern zeichnet sich durch abweichende Muster ab. Fraud-Algorithmen überprüfen jede Transaktion in Echtzeit auf Plausibilität“, sagt Krennmair. Werde etwa eine Kreditkarte innerhalb eines bestimmten Zeitfensters an zwei Orten verwendet, beispielsweise Wien und Shanghai, gehe sofort das Lämpchen an.
Multi-Channel-Angebote erhöhen Risiko
Die riskanteste Form des E-Commerce- Geschäfts ist der Kauf auf Rechnung. „Die Ware wird zugestellt, bevor bezahlt wird. Dies machen sich Betrüger zu Nutze, indem sie abweichende Lieferadressen angeben oder auch temporäre Postfächer anmieten“, weiß Krennmair. Die Ware verschwindet und der Händler bleibt auf dem Verlust sitzen. Immer neue Möglichkeiten bringt den Kriminellen zudem das vermehrte Serviceangebot seitens der Handelsbranche. „Die Verschränkung von Online- und Offline-Aktivitäten wie „Same Day Delivery“ und Online-Bestellung mit Abholung in der Filiale öff net durch die vielen Schnittstellen Tore für Betrüger“, so Krennmair. Die Verwendung von intelligenten Datenanalyse- Tools sei in allen beteiligten Prozessen daher besonders wichtig.
Instore-Analytics gegen Ladendiebstahl
Trotz digitaler Shoppingwelt erleiden Händler nach wie vor durch klassischen Ladendiebstahl immense Einkommensverluste. Ein Thema, das in der Branche freilich diskret behandelt wird. „Es gibt Unternehmen, in denen bis zu 1,2 Prozent des Jahresumsatzes aus den Geschäften verschwinden“, weiß Krennmair. Um den Tätern, laut Statistik mehrheitlich eigene Angestellte, auf die Spur zu kommen, sind bei großen Handelsketten Video-Analysesoftware oder auch spezielle Maßnahmen, die Daten an den Kassen verifizieren, im Einsatz. Abweichungen werden auch hier sofort erkannt, angezeigt und können dem Verursacher somit klar zugeordnet werden. Die Kassen-Software ist eine Ergänzung zu Instore-Analytics, die in Geschäften umfassend Daten in Echtzeit analysieren, um das Verhalten von Kunden und Mitarbeitern beurteilen zu können. Es lassen sich damit zum Beispiel Aufenthaltsdauer und Laufwege der Kunden und auch Ladendiebstahl klar ableiten. „Anhand der Daten lassen sich sogenannte Heat Maps für Geschäfte anlegen, die einerseits zeigen, wo Ware am besten positioniert werden soll, andererseits aber auch in welchen Bereichen die Gefahr für Diebstahl groß ist“, sagt Krennmair. Dies hilft, bei Auswertung der Bilder in Echtzeit, die Täter sofort zu überführen und präventiv entsprechende Gegenmaßnahmen einzuplanen. Nachdem all diese Auswertungen anonym sind und keinerlei Daten gespeichert werden, ist all dies auch DSGVO-konform.