Prognose. Lange bot das Jahr 2020 den Fokuspunkt für Visionen, auch für den Handel. Doch nun steht es unmittelbar bevor. Das Zukunftsinstitut beschäftigt sich in seinem neuen „Retail Report 2020“ mit den Trends, welche schon jetzt sichtbar sind und die nächsten Jahre bestimmen werden.

Virtual Shopping via QR?
Roboter, die Verkäufer überflüssig machen? Drohnen, die Pakete ausliefern? Vieles in dieser Art wurde für das Jahr 2020 prognostiziert, wenig hat sich bislang wirklich bewahrheitet. Das heißt jedoch nicht, dass es überhaupt keine Trends gibt, welche die Handelswelt der kommenden Jahre bestimmen werden. Das deutschösterreichische Zukunftsinstitut nimmt in seinem neuen „Retail Report 2020“ genau diese Trends unter die Lupe und beschreibt anhand von vielen Praxisbeispielen, in welche Richtung sich der Handel entwickeln wird.
Instant Shopping
Das schnelle und hektische Leben der Konsumenten macht dem stationären Handel zu schaffen. Innovative Konzepte zeigen, wie Händler den ungeduldigen Kunden gerecht werden können. Das heißt vor allem, dass Händler genau dort sein müssen, wo der Kunde ist. Ein Beispiel dafür ist der schwimmende Supermarkt von Carrefour, an dem Yachtbesitzer anlegen können, oder das amerikanische Startup Atyourgate, welches die per App besorgten Einkäufe am Flughafen direkt in die Abflughalle bringt.
Playful Stores
Flächenproduktivität war gestern, künftig zählt das Erlebnis pro Quadratmeter. Denn während seit Jahren das Ende stationärer Geschäfte heraufbeschworen wird, feiern innovative Retailer und Marken das große Erlebnis auf großer Fläche. Besonders jüngere Konsumenten lassen sich für erlebnisreiche oder spielerische Einkäufe begeistern. Wie etwa beim norddeutschen Traditions-Warenhaus L&T, wo Kunden inmitten von Kleidern und anderen Produkten auf einer stehenden Welle surfen oder in einem Fitness-Center unter alpinen Bedingungen trainieren können.
Event-Shopping
Black Friday, Cyber Monday, Singles’ Day – der Handel scheint keine Möglichkeit auszulassen, Kunden mit Rabattaktionen an selbst kreierten Shopping-Tagen zu locken. Und die Konsumenten sind begeistert – noch. Schon zeigen sich bei den ersten Konsumenten Ermüdungserscheinungen, weswegen nicht der Preis, sondern das Erlebnis im Vordergrund stehen sollte. Die Drogeriekette dm hat die Rabattschlacht am Black Friday in einen „Giving Day“ umgemünzt und einen Teil ihrer Umsätze an gemeinnützige Projekte gespendet. Und der deutsche Outdoor-Händler Globetrotter machte ihn zum Werkstatt-Tag, an dem Kunden kostenlos ihre Ausrüstung reparieren lassen können.
ImmoTail
Wohnen über dem Supermarkt? Warum eigentlich nicht? Schließlich ist Wohnraum gerade in großen Städten zunehmend knapp, was dort über kurz oder lang Mischnutzungskonzepte an Bedeutung gewinnen lassen wird. Händlern kommt so eine wichtige Rolle bei der Schaffung von neuem urbanem Wohnraum zu. Bereits existierende Standorte müssen revitalisiert werden, um nicht als Enfant terrible des stationären Einzelhandels kostbare Flächen zu vergeuden. Der Trend zum ImmoTail zeigt, dass Händler ihre Standorte nicht mehr losgelöst vom Umfeld entwickeln können.
Cashfree Retail
Spätestens mit Apple Pay und Amazon Go ist das Bezahlen ohne Bargeld oder Karte zum Trend geworden. In Asien kann in ausgewählten Supermärkten von Alibaba und KFC-Restaurants mit einem Lächeln bezahlt werden. Die Erste Bank bietet die Bankkarte per Armband. Und Barclaycard kooperiert mit der Kaffeekette Costa und bringt den Bezahlchip gleich im wiederverwertbaren Kaff eebecher unter, verbunden mit einer App, die jederzeit das aktuelle Guthaben anzeigt. Innovative Konzepte wie diese zeigen, wie in Zukunft ▪ Arndt Müller