Social Media. Aus der Foto-Plattform wird schrittweise ein E-Commerce- Kanal – mit einer Reichweite, die sogar Amazon in den Schatten stellt.
Instagram wird immer mehr zu jener Social-Media-Plattform, die gerade Händler am Radar haben sollten. Facebook weist zwar nach wie vor mehr Nutzer auf, doch das Wachstum der Foto-Sharing- App ist deutlich dynamischer. 2,3 Millionen Österreicher nutzen sie mittlerweile, mehr als doppelt so viele wie noch vor zwei Jahren. In diesen zwei Jahren sind aber nicht nur die Nutzerzahlen nach oben gegangen, auch der Charakter der Plattform hat sich grundlegend geändert – wodurch sie für Händler nur noch spannender geworden ist. Traditionell ist Instagram eine Art digitales Hochglanzmagazin, mit vielen Fotos von modischen Outfits, kulinarischen Entdeckungen und exotischen Reiseerlebnissen. Die Welt zeigt sich hier von ihrer schönsten Seite – eine perfekte Umgebung für Consumer Brands und Retailer, um sich zu inszenieren. Noch dazu, wo hier viele junge Nutzer aktiv sind, eine bei Marketern besonders begehrte Zielgruppe: „Die 18- bis 35-Jährigen machen 60 Prozent der Nutzer aus“, sagt Carina Gengenbacher, Social-Media-Expertin bei Otago Online Consulting. Bisher war Instagram primär ein Brandingkanal – eine Möglichkeit, seine Marke in die Auslage zu stellen. Schritt für Schritt mausert sich die Facebook-Tochter nun zu einem ernstzunehmenden Absatzkanal. Eine erste große Veränderung: Seit Frühling 2018 ist auch in Österreich die Shoppingfunktion verfügbar. Mit dieser können Produkte in einem Foto markiert werden, ein Link führt direkt zum Onlineshop des Händlers, was die Customer Journey wesentlich vereinfacht. Allerdings ist die heimische Handelslandschaft noch nicht wirklich auf den neuen Zug aufgesprungen. Einige Große sind freilich dabei, so etwa H&M. Auch der Instagram-Account von Palmers bietet seit Kurzem direkte Verknüpfungen in den Onlineshop. Lassen sich auf diese Weise viele Nutzer vom Schauen zum Kaufen bewegen? „Zurzeit befinden wir uns noch in der Startphase“, heißt es beim Textilunternehmen, eine erste Bilanz sei erst in einigen Monaten möglich.

„Checkout“: neues Feature in Testphase
„Man merkt bereits, dass sich Instagram verändert“, sagt Beraterin Gengenbacher. „Es geht mehr darum, Nutzer zu konvertieren. Aber der große Wandel muss erst kommen.“ Gerade in Österreich hapere es oft noch am ersten Schritt: Instagram überhaupt als Werbekanal wahrzunehmen und hier aktiv zu werden. Das sollten sich vor allem jene zu Herzen nehmen, die junge Konsumenten ansprechen wollen und über Produkte verfügen, die sich gut in Bildern inszenieren lassen. Zumal Instagram vermehrt als Suchmaschine genutzt wird. „Wenn ich in einer anderen Stadt ein Restaurant finden möchte oder in Wien ein Yogastudio suche, dann informiere ich mich auch auf Instagram“, so Gengenbacher. Der große Clou wird derzeit aber noch in einer Beta-Version in den USA getestet. Mehr als 20 Unternehmen, darunter Adidas, Uniqlo oder Zara, nehmen an „Checkout on Instagram“ teil: Hier können Käufe noch einfacher abgeschlossen werden, nämlich innerhalb der App, ganz ohne den Webshop des Händlers aufsuchen zu müssen. Der User muss seine Daten lediglich einmal in Instagram deponieren – und kann dann ungehemmt spontankäufe tätigen. Wann diese Funktion international ausgerollt wird, ist noch offen. Das Potenzial ist jedenfalls gewaltig: Hat Instagram doch weltweit 500 Millionen aktive Nutzer. Womit es sogar Amazon mit 300 Millionen registrierten Usern in den Schatten stellt.
▪ Gerhard Mészáros