eCommerce en français

Exportmarkt Frankreich. Der österreichische Onlinehandel vernachlässigt Frankreich. Das ist schade, denn das Land ist der drittgrößte E-Commerce-Markt in der EU. Um auf ihm erfolgreich zu sein, ist der Webshop-Auftritt in französischer Sprache freilich unerlässlich.

Viele österreichische Webshops finden mit der deutschen Sprache ihr Auslangen: Damit ist nicht nur der heimische Onlinemarkt abgedeckt, sondern auch der deutsche, der ja immerhin der zweitgrößte Europas ist. Die internationaler ausgerichteten unter ihnen bieten ihre Produkte zusätzlich auch in englischer Sprache an. Das bedeutet zwar eine Menge Aufwand in puncto Content- Pflege, macht aber auch Sinn. Denn Englisch ist nun mal die internationale Lingua franca und der angepeilte Markt ist dann eben nicht nur der deutsche Sprachraum, sondern schlechterdings die ganze Welt. Aber halt: Die frankophone Welt – zu der neben Frankreich auch die Westschweiz, Belgien, Québec und Westafrika zählen – gibt es ja auch noch! Und insbesondere die Franzosen schätzen es ganz und gar nicht, wenn man sie online auf Englisch anspricht, und wechseln dann eben zu Onlineshops in ihrer eigenen Sprache. Genau das ist der Punkt: Die heimischen Onlinehändler scheuen den Aufwand, ihre Webshops mit Content in französischer Sprache zu speisen. Das ist schade, denn Frankreich ist der drittgrößte Markt für E-Commerce – die Franzosen sagen „commerce en ligne“ – in der EU (hinter Großbritannien und Deutschland) und der sechstgrößte der Welt. Apropos Markt: Wo sonst findet man Wachstumsraten wie beim E-Commerce? In Frankreich wuchs die Branche im Vorjahr um 14 Prozent gegenüber 2017.

Eigener Onlineshop oder Marktplatz? Es ist eine Frage der jeweiligen Firmenpolitik, ob man einen eigenen Onlineshop betreiben oder unter dem Dach eines Marktplatzes Unterschlupf finden möchte. Der Onlinehändler Amazon, Marktführer nicht nur in Großbritannien, Deutschland und Österreich, sondern auch in Frankreich, betreibt natürlich einen solchen, ebenso nationale Größen wie Cdiscount (er nennt sich C le Marché), Vente-privee oder Fnac. Cdiscount bietet einen breiten Fächer, von Elektrogeräten bis zu Videospielen, vom Einrichten bis zum Heimwerken; ebenso auch Auchan, ein im deutschen Sprachraum relativ unbekannter, in Frankreich aber riesengroßer und auch weltweit auf ausgewählten Märkten agierender Einzelhandelskonzern; Vente- privee funktioniert als geschlossene Community mit Gratis-Mitgliedschaft, die nach dem Prinzip des Abverkaufs auf Restposten und Retourenware spezialisiert ist; und die Fnac war in Frankreich immer führend im Handel mit Unterhaltungselektronik, Büchern und Tonträgern – früher mit ihren Filialen, jetzt auch online. Die Registrierung auf einem Marktplatz mag zwar weniger aufwendig sein als die Etablierung eines eigenen Webshops – sie birgt aber die Gefahr, dass man vom Onlinehandel desselben Unternehmens preislich unterlaufen wird (siehe dazu unseren Artikel über Amazons einschlägige Praktiken in retail 1/19). Sie kann jedoch ein tauglicher Versuchsballon sein, um ein erstes Gefühl dafür zu bekommen, wie der französische Onlinemarkt funktioniert und ob man mit seinen eigenen Produkten dort Erfolg haben kann. Entschließt man sich, den französischen Markt mit einem eigenen Onlineshop zu bearbeiten, so kann man das auch von Österreich aus tun. Arthur Stadler, Partner der unter anderem auf E-Commerce spezialisierten Kanzlei Stadler Völkel Rechtsanwälte in Wien: „Viele rechtliche Bereiche, unter anderem der Datenschutz, sind innerhalb der EU weitgehend harmonisiert, wobei sich geringfügige Unterschiede im Detail ergeben können. Trotzdem gilt es an anderen Stellen, Besonderheiten des französischen Rechts, die nicht harmonisiert wurden, zu beachten, so etwa die weitaus strengeren Impressums-Vorschriften mit deutlich höheren Sanktionsmöglichkeiten. Dementsprechend empfehlen wir jedenfalls auch eine Beratung durch einen heimischen Rechtsanwalt.“ Stadlers Kanzlei verfügt über ein breites Netzwerk an Kollegen innerhalb der EU, die gerade im E-Commerce Spezialisten sind, so auch in Frankreich: „Daher können wir eine Beratung zu spezifischen nationalen Fragen gemeinsam mit diesen Partnern, sozusagen als Legal-One-Stop-Shop, anbieten.“ Wolfram Moritz, Wirtschaftsdelegierterin Straßburg, ergänzt: „Ob Sie Ihre Website von Frankreich oder Österreich aus betreiben – sie muss verpflichtend auf Französisch abgefasst sein. Und dieses sollte tadellos sein – nichts Selbstgestricktes, das stößt jeden Interessenten ab! Wir raten auch stark an, die AGB zu übersetzen. Eine Besonderheit der Gesetzgebung vor Ort ist, dass Ihr Online- Angebot als rechtlich verbindlich gilt – bei uns ist das erst bei Bestellung der Fall. Ein weiterer wichtiger Punkt: Wenn Sie mit Ihrem Onlinehandel mit Frankreich mehr als 35.000 Euro Umsatz jährlich machen, müssen Sie die Umsatzsteuer dort abführen. Bei der Kennzeichnungspflicht schließlich sind produktabhängig bestimmte nationale Vorschriften zu beachten.“

Modemarkt Frankreich

Die heimischen Unternehmen der Konsumgüter- bzw. Luxusindustrie, die auch international, und zwar sowohl stationär als auch online, Flagge zeigen, sind nicht allzu zahlreich. Neben Swarovski, Zumtobel und Frey Wille gehört auch der Textilhersteller Wolford dazu (dessen Aktienmehrheit freilich seit dem Vorjahr in chinesischem Besitz ist). Wolford betreibt 17 eigene Onlineshops weltweit, einer davon ist der französische. Maresa Hoff mann, bei Wolford für die Unternehmenskommunikation zuständig, erklärt: „Frankreich ist ein wichtiger Fashion-Markt mit einem für uns als Luxusmarke großen Umsatzpotenzial. Wir profi tieren vom hohen Marken- und Umsatz (2018): 92,6 Mrd. EuroNachgefragteste Branchen: Mode, Kultur, Lebensmittel/Drogerie, Spielzeug, Hobby/Heimwerken, Elektronik/ Medien und Möbel/Haushalt E-Commerce-Nutzer: rd. 40 Mio. Online-Einkaufsvolumen pro Kopf/Jahr (2018): rd. 2.300 Euro Wachstum E-Commerce (2018): 13,4 % Größte Online-Einzelhändler (2018): amazon.fr, cdiscount.com, venteprivee. com, auchan.fr, apple.com/fr Das Tool, das in Österreich am 27. März lanciert worden ist, unterstützt Unternehmen dabei, herauszufinden, auf welchen internationalen Märkten sie reüssieren können. Dabei wird in drei Schritten vorgegangen: Zunächst stellt Google dem Unternehmen Informationen über potenzielle Märkte zur Verfügung. Sobald ein bestimmter Markt identifiziert ist, werden konkrete Fragen wie Logistik, Kosten, gängige Zahlungsmethoden, steuerliche und rechtliche Situation oder Kaufverhalten vor Ort geklärt. Schritt drei: Google stellt dem Unternehmen Daten und Informationen über die Kundenzielgruppen zur Verfügung, die diesem als Grundlage zur Erstellung eines Marketingplans dienen. Daran schließen sich Empfehlungen der optimalen Online Marketingtools an. Der Market Finder ist anmeldepflichtig (GmailKonto), aber kostenfrei: Man gibt seine FirmenURL ein und arbeitet sich durch die Etappen vorwärts. ECommerce in Frankreich Google Market Finder Qualitätsbewusstsein vor Ort. Zudem wollen wir unseren langjährigen Kundinnen die Möglichkeit des Onlinekaufs nicht vorenthalten. Wir gehen immer stärker in Richtung Omnichannel und wollen damit auch unsere Offl ine-Präsenz in Frankreich – mit 13 eigenen und sechs partnergeführten Boutiquen sowie unseren Multibrand-Partnern – stärken.“ Der in-house betriebene französische Onlineshop ist einer der erfolgreichsten des Unternehmens im EMEA-Raum (Europa/Arabien/Afrika). Zudem ist er nicht Wolfords einzige Online-Präsenz in Frankreich: „Wir arbeiten mit großen Generalisten, sogenannten E-Tailern, wie zalando.fr erfolgreich zusammen.“ Die gesamte EMEA-Region einschließlich Frankreich wird vom zentralen Warenlager in Bregenz aus versorgt. Das Beispiel zeigt, dass man auch ohne eigenes Lager vor Ort auf diesem Markt Erfolg haben kann. Auch Neubau Eyewear, ein auf eine jüngere Klientel abzielendes Tochterunternehmen von Silhouette, hält es so. Marketing-Managerin Eva Reisinger: „Alle Lieferungen erfolgen aus dem Lager unseres Serviceproviders in München. Die Lieferzeit beträgt europaweit zwischen zwei und fünf Tagen.“ Welche Branchen kommen, abgesehen von Mode und Luxus, sonst noch für einen Web-Auftritt auf dem französischen Markt in Frage? Wolfram Moritz bekommt immer wieder Anfragen von Firmen, oftmals Startups, die elektronische Dienstleistungen wie etwa spezialisierte Programme online anbieten wollen.Auch Delikatessen können ein Thema sein: So sind auf der Plattform Piccantino Spezialitäten wie Zotter Schokolade, Staud’s Marmeladen oder Sonnentor-Gewürze gelistet. Piccantino ist nur einer von mehreren Onlineshops des steirischen Entwicklers Niceshops, weitere sind etwa Ecco Verde (Naturkosmetik) und Vitalabo (Nahrungsergänzungsprodukte). Co-Geschäftsführer Christoph Schreiner: „Es zahlt sich für uns nicht aus, einen Onlineshop für nur einen Markt zu betreiben, daher stehen sie in bis zu zwölf europäischen Sprachen zur Verfügung.“ Die Übersetzungen werden von einem Team in Paldau vorgenommen, allein für Französisch arbeiten vier Personen.

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