Vernetzung. Mit „OTTO Ready“ verbindet der deutsche Versandhändler Haushaltsgeräte über seine App direkt mit den Kunden. Die Innovation zeigt, wohin sich der Handel künftig entwickeln könnte.
Der Kühlschrank, der selbstständig die Milch bestellt, wurde in den letzten zwei Jahrzehnten schon so oft von Zukunftsforschern prophezeit, dass am Ende kaum mehr jemand daran geglaubt hat. Doch nun ist es tatsächlich so weit. Oder zumindest fast. Denn der Kühlschrank kann noch nichts bestellen, dafür aber der Geschirrspüler. Möglich macht das seit Kurzem der deutsche Versandhändler OTTO. Die Hamburger haben dazu zunächst das Startup Order This gekauft, dann mit Herstellern von Küchengeräten und Verbrauchsmaterial verhandelt und schließlich „OTTO Ready“ lanciert.

Der direkte Draht
Und das funktioniert so: Der Geschirrspüler zählt jeden Spülvorgang und damit die verbrauchten Tabs. Wenn die zur Neige gehen, meldet er das an die App des jeweiligen Geräte Herstellers, welche im Vorhinein bereits für die Vernetzung der Spülmaschine gedownloaded wird. Diese informiert anschließend den Kunden und schlägt gleich die passenden Geschirrspültabs vor. Einen Fingertipp später ist die Ware bereits unterwegs. Das funktioniert natürlich nur, wenn die Geräte auch vernetzt sind, im Falle von OTTO Ready müssen sie über den „Home Connect“-Standard verfügen und damit entweder per App gesteuert werden können oder ins Heimnetzwerk eingebunden sein. Geschirrspüler sind damit nur eine mögliche Gerätekategorie unter vielen. Waschmaschinen gehören dazu. Oder Kaffeevollautomaten, welche internationale Kaffeespezialitäten genau nach Internet-Rezept zubereiten – und die Kaffeesorte dann per OTTO-App anfordern.
Bislang kooperiert der Hamburger Versandriese erst mit den drei Geräteherstellern Siemens, Bosch und Neff, auch die Auswahl an Verbrauchsmaterial ist noch überschaubar. Das soll sich aber in den nächsten Monaten ändern, so OTTO-Sprecher Frank Surholt: „Wir sind mit diversen Herstellern von Geräten und Verbrauchsmaterial in Verhandlungen und haben sicher bald Neuigkeiten.“ OTTO Ready erinnert an die kürzlich eingestellten „Dash“-Buttons von Amazon. Was die Lösung von OTTO allerdings kundenfreundlicher macht: Die Konsumenten haben die Kontrolle über den Bestellvorgang und wissen damit im Gegensatz zu den Buttons nicht nur genau, was sie bestellen, sondern auch, wie viel es kostet.
Wann ist Unito „ready“?
Den Kühlschrank, der die Milch ordert, gibt es jetzt zwar immer noch nicht, da die Hamburger zunächst auf Sortimente setzen, in denen sie bereits stark sind. Dazu gehören verderbliche Lebensmittel nun einmal nicht. Sie glauben aber, dass ab dem Jahr 2025 jedes Haushaltsgerät vernetzt sein wird. Sollte das Konzept aufgehen, wäre das auch für österreichische Händler interessant. Derzeit verhandelt OTTO vor allem mit großen Herstellern, schließlich wollen derzeit sieben Millionen Kunden beliefert werden. Je mehr sich das Konzept durchsetzt, je größer die Produktauswahl wird, desto gefragter könnten künftig Nischenanbieter für die OTTO-Versandplattform werden. In Österreich ist OTTO Ready allerdings noch nicht angekommen. Unito, die heimische Tochter des Konzerns, setzt stattdessen erst einmal auf ein neues Mietkonzept für E-Geräte. Ob und wann es irgendwann einmal heißt: „Unito ready“, kann man dort derzeit noch nicht sagen.